Drinnen nur Kännchen: Besuch in der Knast-Rösterei
- Oliver Auster
- 24. Mai 2024
- 1 Min. Lesezeit

Es ist ruhig im Wartebereich der JVA Remscheid. Das einzige, was man hört, sind Schlüssel. Und Schlösser. Und wieder Schlüssel. Und noch ein Schloss. Raschel, klack, bumm. Tür zu. Ich bin zum ersten Mal im Knast. Der Anlass ist eine kriminell gute Idee: In Remscheid rösten die Gefangenen jetzt Kaffee. "Knastbohne" heißt das Produkt. "Erpresso" oder "Knarre Macchiato" wäre wohl ein bisschen zu offensiv gewesen.

Die JVA hat - wie einige Gefängnisse im Land - schon einige Jahre auf dem Buckel. Die ehemalige Schreinerei sieht von außen aus wie ein Lost Place. Aber in Halle 3 hat man ordentlich investiert, einiges umgebaut und unter anderem zwei elektrische Röstmaschinen (statt mit Gas beheizt) gekauft. Für dpa habe ich eine Meldung und eine Reportage über die erste Knast-Rösterei in NRW (und mutmaßlich ganz Deutschland) aufgeschrieben und fotografiert.

Ohne pathetisch zu werden: Die gute Stunde hinter Gittern ließ mich den Wert der Freiheit erkennen. Auf Wahlplakaten steht dieses Wort ja gerade überall. "Freiheit", "Sicherheit", "Frieden". Das wirkt so platt wie die Pappe der Plakate. Wenn man allerdings schon spürt, dass man sich unfrei fühlt, weil das Handy (ausgeschaltet!) im Schließfach zurückgeblieben ist, dann weiß man, wie froh man sein kann.
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