Um Schimmels Willen! Pferdeschwanz-Kunst sorgt für Aufsehen im Landtag
- Oliver Auster
- 1. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Außerdem: Braun hat den Schnorres weg und Paul-Ministerium beauftragt Anwaltskanzlei für U-Ausschuss

Was hat die Künstlerin da bloß geritten...?
Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde... oder auf dem verlängerten Rücken: Im Landtag ist zurzeit ein Kunstwerk zu sehen, das für Gesprächsstoff sorgt. Man sieht ein Paravent, das den Blick aus einem Haus raus ins Land zeigt - samt einem Schimmel, der uns seinen Popo entgegenstreckt. Und den zum Zopf gebundenen Pferdeschwanz ins Fenster baumeln lässt. Warum die Blumen neben dem Popo die Köpfe hängen lassen, ist ungewiss - es lässt aber Interpretationsspielraum.
Laut Landtags-Insidern hat seit Gerhard Richters Spiegel (der nur ein paar Meter weiter hängt) kein Kunstwerk mehr für so viele Fragezeichen, Schmunzeln oder angeregte Diskussionen gesorgt. Das Werk "Journey's End" stammt von der Dresdner Künstlerin Wiebke Herrmann, gehört zu ihrer Reihe "Narratives" (in der man auch mal ein Pferd von vorne sieht).
In einem Interview sagte Wiebke Herrmann vor Kurzem auf die Frage, was sie aktuell am meisten inspiriere:
"In meinem künstlerischen Prozess verarbeite ich die tägliche Bilderflut des Internets – ich sammle Bilder, verknüpfe sie gedanklich, setze sie neu zusammen und transformiere sie. Dabei ist mir wichtig, dass die Motive etwas Zeitloses und Allgemeingültiges haben, mit dem sich Einzelne identifizieren können. Vielleicht ist dieser Rückzug ins Individuelle eine Reaktion auf die besorgniserregenden politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen unserer Zeit."
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Ihr Pferde-Bild gehört übrigens zur Ausstellung "Neue Brücke" im Landtag. Ein Projekt von Prof. Christian Macketanz und Alumni der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Sie wurde bei der Nacht der Museen eröffnet und noch bis zum 15. Mai zu sehen.
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Bei Florian Braun (CDU) läuft's diese Woche glatt: Er hat sich nämlich tatsächlich seinen Tom Selleck-Gedächtnis-Bart abrasiert - und das ganze sogar in einem Video dokumentiert. Zur Erinnerung: Nachdem das Landtagsblog über den Schnorres (statt Vollbart) berichtet hatte, ging die Sache viral (aber Magnum cum laude!).
Braun ließ seine Instagram-Follower abstimmen, was er nun tun solle. Das Web-Votum: Ab mit dem Bart! Pünktlich zum 1. Mai griff der CDU-Politiker zur radikalen Kürzungsmaßnahme.

Danach will er sich aber wieder - wie früher - einen Vollbart stehen lassen. Also bislang. Ich finde: Jetzt sieht er nicht mehr aus wie Tom Selleck, sondern Schauspieler Jude Law.
Okay, damit sollte die Geschichte jetzt auserzählt sein - sie sagt aber viel über Politik in diesen Tagen aus: Sie muss auch mal Spaß machen. Das zeigen die vielen (positiven) Reaktionen auf Brauns kleine Seifen/Rasierschaum-Oper.
Fun Fact: Der Kölner Politiker ist gerade erst zum Vize der CDU in der Domstadt gewählt worden. Er sollte der neuen Chefin Serap Güler den Rücken freihalten, die eigentlich Abgeordnete im Bundestag ist. Jetzt wird Güler allerdings sogar Staatsministerin im Außenministerium und damit noch weniger in Köln sein. Jude Law - äh - Florian Braun wird gut zu tun haben.
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Diese Woche sorgte ja mal wieder die Kommunikation zwischen Innen- und Flüchtlingsministerium für Aufregung (und dann auch noch die Kommunikation innerhalb des Flüchtlingsministeriums). Was dabei durch die Gänge das Landtags waberte, war das Gerücht, dass das Haus von Josefine Paul (Grüne) Anwälte im Nachgang des Anschlags von Solingen engagiert habe. Das stimmt - hat allerdings auch einen triftigen Grund, so eine Sprecherin des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI):

„Beschäftigte des MKJFGFI werden im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum Anschlag in Solingen als Zeuginnen und Zeugen vernommen. Aus Fürsorgegründen hat das Ministerium daher eine Rechtsanwaltskanzlei mit der Aufgabe des (im PUA zulässigen) Rechtsbeistandes für die Zeuginnen und Zeugen beauftragt. Eine entsprechende Beauftragung hätte das Ministerium bei jedem anderen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss ebenfalls veranlasst. Da bislang noch keine Vernehmungen von Beschäftigten unseres Hauses stattgefunden haben, können die Kosten derzeit nicht beziffert werden.“
Wäre das auch geklärt.
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