Selfie ist der Mann - Wüsts Kuschelrunde im "SchuSchu"
- Oliver Auster
- 10. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Zehn Jahre (ja, wirklich!) ist es her, dass Moderatorin Ellen DeGeneres das wohl bekannteste Gruppen-Selfie der Filmgeschichte hochlud: Mit Kevin Spacey (damals noch gesellschaftsfähig), Brad Pitt, Julia Roberts, Bradley Cooper... Die Hollywood-Stars schufen damit ein neues Genre. In Deutschland sorgte Jahre später ein anderes Gruppen-Selfie für Furore. Statt Brad Pitt war darauf Christian Lindner zu sehen, statt Meryl Streep Annalena Baerbock, statt Channing Tatum Robert Habeck und statt ..... da fällt uns gerade keiner ein, aber Volker Wissing war auch zu sehen. Damals dachte man noch: Boah, grün und gelb - was für eine coole Mische. Heute ärgern sich die Beteiligten wohl eher schwarz.
Womit wir bei Hendrik Wüst (CDU) sind. Der regiert auch mit den Grünen (nur ohne störende Sozialdemokraten oder Liberale) und ist sichtlich happy. Im Restaurant "SchuSchu" (das neulich auch das Catering für einen Empfang Wüsts für ukrainische Flüchtlinge gemacht hatte) traf sich der Ministerpräsident mit seinen Kabinettskollegen Mona Neubaur, Benjamin Limbach, Oliver Krischer und Ina Scharrenbach. Letztere schmiegt sich liebevoll an den grünen Kollegen Krischer, Neubaur strahlt neben Wüst und Limbach quetscht sich noch schnell ins Foto, wie bei den Oscars einst Jared Leto.
Wüst verbreitete das SchuSchu-Selfie unter anderem über seinen neuen WhatsApp-Kanal ("Läuft bei uns, könnte man sagen!") - wenige Minuten nach dem Knallhart-Urteil des Verfassungsgerichtshofs gegen Ina Scharrenbach (läuft bei ihr nicht, könnte man sagen). Das Timing war damit nicht so ideal, aber Wüst (und sein CDU-Team) beweisen dennoch, dass sie beim Thema Social Media lernfähig sind. Neulich landete Wüst einen Volltreffer mit dem Herz, das in seine Regierungsbank geritzt war. Ein Foto verbreitete er ebenfalls an seine WhatsApp-Community, am Ende nahm sogar Sandra Maischberger den Fall auf und startete ihren Talk mit Wüst ganz herzlich.
WAZ-Korrespondent Tobias Blasius zeigte wenig Verständnis zu dem Herz und Wüsts Verlinkung auf Markus Söder und Mona Neubaur ("Warst du das?"), schrieb von "Infantilisierung der Politik". Ich würde es mal eher Boulevardisierung nennen. Also: Nah am Menschen und dessen Interessen. Man spricht eben eher über ein eingeritztes Herz als den Landesentwicklungsplan. Dass der dennoch gemacht werden muss, ist ja klar. Aber zwischendurch darf auch Herz mal Trumpf sein.
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