SPD löscht Stinkefinger-Video aus dem Plenarsaal
- Oliver Auster
- 26. März
- 3 Min. Lesezeit
Außerdem: Elf Parlamentarier ohne Abstimmungskarte und Ott will Balljungen-Moment von Wüst

Heute mal harter Boulevard-Journalismus im Landtagsblog, nicht mit der Faust ins Gesicht, aber dem Mittelfinger Richtung Kamera...
STINKEFINGER-ALARM!
Das war aber nicht die feine parlamentarische Art! Wir sehen: Die SPD-Abgeordnete Lisa Kapteinat, die mitten im Plenarsaal einem Parteifreund den Stinkefinger zeigt. Was war da los? Der Abgeordnete Volkan Baran hatte sich einen Scherz erlaubt und Kapteinats Namensschild an ihrem Sitzplatz umgedreht. Den Streich dokumentierte er als Instagram-Video. Am Ende der Szene ist Kapteinats Reaktion zu sehen: Sie zeigt dem Scherz-Genossen lächelnd den Mittelfinger. Dazu dudelt im Hintergrund die Musik aus dem Animationsfilm "Alles steht Kopf". Passt: Weil das Schild ist ja auch verkehrt herum...
Kapteinat fand das Video so launig, dass sie es auf ihrem Insta-Account auch hochlud. Dazu ein Abstimmungs-Tool mit Kackwurst und der Frage: "Wie lustig ist Volkan?" Als das Landtagsblog bei der SPD-Fraktion anfragte, wurden die Storys gelöscht. Ein Fraktionssprecher sagte dazu:
"Das war sicher nicht der vorbildlichste Moment, aber definitiv kein Affront gegen das hohe Haus. Ist auch entsprechend gelöscht. Das war ein missglückter Scherz unter langjährigen Kollegen, die ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Beim nächsten Mal bleibt es bei einem Lächeln – versprochen."
Rumms.
*****

Und damit legen wir den Textschalter um und werden wieder so seriös, wie Sie es vom Landtagsblog gewohnt sind (hüstel). In der Stinkefinger-Sitzung kam nämlich zum ersten Mal die neue elektronische Abstimmungsanlage zum Einsatz. Die FDP hatte beim Gesetz für den neuen Polizeibeauftragten eine namentliche Abstimmung gefordert. Und so startete Landtagsvizepräsident Rainer Schmeltzer (Präsident André Kuper war krank) den historischen Prozess: Alle Abgeordneten sollten ihre Karte hochheben (man muss sie an das Lesegerät legen, um ins Mikro sprechen zu können) und wieder hinlegen - und abstimmen. Problem: Elf Abgeordnete hatten ihre Karte gar nicht mit und mussten sich bei der Sitzungsleitung erst Mal Ersatz holen - womit das Präsidium schon gerechnet und vorgesorgt hatte.
Nach gut fünf Minuten wischte sich Schmeltzer symbolisch den Schweiß von der Stirn: "Es hat geklappt."
*****

Die letzte Anekdote aus der gestrigen Plenarsitzung: SPD-Fraktionschef Jochen Ott hatte offenbar das Spiel Deutschland-Italien gesehen und sich zu einer schönen Analogie hinreißen lassen. So schnell wie Kimmich und Musiala das Spiel für die DFB-Elf entschieden hätten, so schnell müssten jetzt die Mittel des Sondervermögens des Bundes in NRW vor allem bei den Kommunen ankommen. Und Hendrik Wüst, der müsse laut Ott der Balljunge sein, der das Ganze ins Rollen bringt...
Die SPD hat das in einem netten Video bei - Achtung - Instagram zusammengefasst. Musste auch nicht gelöscht werden. Vermutlich Bis sich irgendwer über seine Rechte an den Bildern vom Fußballspiel beschwert...
*****
Zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag zum bemerkenswerten Auftritt von Hendrik Wüst bei Sandra Maischberger. WAS? WAR? DAS? DENN? Kurzer Scherz Maischbergers über Wüsts Wurst und schon gab der seinen Senf zum bescheidenen Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl dazu. Im Landtag kursiert eine steile These zum kalkulierten Wüstausbruch: Vielleicht habe er sich damit in Stellung gebracht, um Friedrich Merz zu beerben, wenn der die Koalitionsverhandlungen in den Sand setzt. Ich sag' mal: Es gab schon abwegigere Szenarien.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Gerne geschehen! Kostet Sie auch nichts. Aber: Das Landtagsblog lebt von Recherche - und Ihrer Hilfe. Haben Sie eine Info für mich? Schreiben Sie mir per Email an info@landtagsblog.de oder anonym über das Kontaktformular.
Comments