Die Geschichte hinter dem NRW-Pressefoto des Jahres kommt vor Gericht
- Oliver Auster
- 8. März 2023
- 2 Min. Lesezeit
Update: Der Termin am Montag wurde verschoben, der Text wurde angepasst.
Schon länger prämiert der Landtag das nordrhein-westfälische Pressefoto des Jahres. Selten (nie?) gab es so viel Aufregung darum. Das kommt so: Im März 2022 hatten Aktivisten nahe der Abbruchkante bei Lützerath eine PK gegeben. Auch die Krefelder Fotografin Barbara Schnell war da. Als sie sah, wie einer der Aktivisten in Richtung eines riesigen Braunkohlebaggers marschierte, reagierte sie. Sie machte Fotos, wie der Mann sich vor den Giganten kniet, als wolle er ihn so stoppen. Auf anderen Bildern ist er im Gespräch mit Polizisten zu sehen, die ihn letztlich aus dem Bereich wieder rauslotsten. Der Kniefall vor dem Bagger wirkt ikonisch - ein Mann gegen Klimawandel. Verständlich, warum die Jury das Foto prämierte.
Winfried Bernhard, der auf dem Foto zu sehen ist, war aber von Anfang an nicht sehr glücklich damit. Als er Mitte Januar die Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei in Lützerath miterlebte, hatte er die Nase voll. Er schmuggelte eine Tupperdose Kartoffelbrei in den Landtag, schmierte sein eigenes im Foyer ausgestelltes Foto damit ein und ließ die Aktion von einem Begleiter filmen. Danach - das ist Bernhard wichtig - machte er alles wieder sauber. Ob ein Schaden an dem Foto entstanden ist (Bernhard sagt nein) oder er sich sonst irgendwie strafbar gemacht hat, prüft die Staatsanwaltschaft. Das war das erste Kapitel.
Jetzt folgt das zweite - das seinen Ursprung vor dem Kartoffelbrei hat. Nämlich vor einem Jahr, als die Fotografin Bernhards Aktion am Bagger dokumentierte. RWE zeigte den Mann wegen Hausfriedensbruchs an. Jetzt wurde der Mann angeklagt. Er will sich selbst verteidigen - und sieht für sich gute Chancen. Ein Mann gegen einen Bagger, den Klimawandel und jetzt die Justiz.

Winfried Bernhard kniet vor einem Bagger: Diese Szene wird jetzt vor Gericht aufbereitet. Der Aktivist ist wegen Hausfriedensbruchs angeklagt. Foto: Landtag NRW/Barbara Schnell
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