Von "Hanswurst" bis "Pharisäer": Diese Wörter sind im Landtag verboten
- Oliver Auster
- 10. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Außerdem: Scharrenbach spricht über ihre Chemo, Wüst sagt Festrede wegen Beerdigung ab und XXL-Reim-Rede
Nachdem AfD-Mann Christian Loose am Mittwochabend unter anderem Hendrik Wüst einen "Holocaust-Verharmloser" genannte hatte, kassierte er für seine Rede von Landtagspräsident André Kuper eine Rüge. Nachdem er am Tag danach Morgens schon wieder mit Worten wie "Goebbels" und "Ermächtigung" um sich warf, bekam er gleich noch eine. Aber nach welchen Kriterien werden eigentlich Ordnungsmaßnahmen ergriffen? Das ist zwar individuell, aber es gibt eine "rote Liste" mit Wörtern, die Abgeordnete in einer Debatte nicht in den Mund nehmen sollen. So sieht sie aus:

Die Liste kommt eigentlich aus dem Bundestag, wird aber auch im NRW-Landtag als Maßstab genommen. Würde man bei jedem "scheinheilig" oder "verlogen" die Rednerin oder den Redner rügen, hätte die Sitzungsleitung wohl viel zu tun - aber es ist eben eine Richtschnur.
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AfD-Mann Loose ist am Donnerstag vermutlich haarscharf am ersten Ordnungsgeld in der Geschichte des Landtags vorbeigeschrammt. Das Maß war nach seiner Rede am Morgen voll, als es am Mittag dann um die 3. Lesung des "Mitarbeiterverfolgungsgesetzes" (O-Ton Loose am Morgen) ging, gab er sich handzahm. Sonst wäre Pöbel-Strafe wohl fällig geworden.
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Vor drei Wochen machte Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ihre Krebsdiagnose öffentlich. Als der WDR sie jetzt wegen des Jahrestags der Flutkatastrophe interviewte, fragte die Kollegin auch nach der Krankheit - und bekam offene Antworten. Unter anderem sagte Scharrenbach:
"Na ja, eigentlich war ich wegen Husten beim Arzt, Krebs ist rausgekommen. Aber so ist es jetzt. Es gibt wirklich ein gutes Ärzte- und Pflegeteam. Es gibt ganz viele Aufpasser und Aufpasserinnen bei mir. Und jetzt versuchen wir mal, das Ganze in den Griff zu kriegen."
Und:
"Eine Chemotherapie ist auch keine Kleinigkeit. Und das wissen eben viele Menschen, die tagtäglich mit ihrem Krebs kämpfen für ein Weiterleben. Wenn ich da Mut machen kann, mache ich das sehr gerne. Das ist dann jetzt eine Gemeinschaft."
Für dpa habe ich eine Meldung zu Scharrenbachs mutigen Sätzen gemacht.
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Die Staatskanzlei hat gestern ohne weitere Begründung per Mitteilung an die Medien eine Rede von Hendrik Wüst (CDU) anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Rhein-Erft-Kreises am heutigen Freitag abgesagt. Der Hintergrund ist allerdings allzu verständlich: Der CDU-Abgeordnete Dietmar Panske (CDU) wird in seiner Heimat im Kreis Coesfeld beigesetzt. Wüst wird per Videobotschaft bei der Kreis-Feier in Hürth grüßen, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger vor Ort.
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Ganz was anderes, denn das Leben ist - wie man sieht - ernst genug und man muss auch was zum Schmunzeln haben: SPD-Mann Hartmut Ganzke hat am Donnerstagabend die vermutlich erste Landtags-Rede komplett in Reinform gehalten. Fünf Minuten lang!
Ich wollte das Opus hier in ganzer Länge "abdrucken", aber dann würde keiner mehr bis zum Schluss dieses Blogbeitrags lesen (da wird noch mal wichtig) - daher hier nur die ersten Sätze und das Video zum Anschauen:
"Die FDP mit Werner Pfeil versuchte zu gehen richtig steil.
Staatsanwälte braucht das Land, die Justiz auch jede Hand.
Nur was tut der Limbach-Ben? Sitzt jetzt hier und lacht. Doch wenn,
ja wenn er handelt und wird sagen, ihr habt recht, ich werd was wagen.
Einstellen werd ich ganz, ganz viel. Denn das ist doch unser aller Ziel.
Ich sprech ihn an, den Optendrenk, gibt mir Geld nicht als Geschenk.
Für die Justiz, für den Respekt, für den Elan, der dort noch steckt.
Trotz des Chaos vom Minister, ja, das macht er, ja, so ist er.
Nachwuchskräfte, junge Leute, suchen andere Jobs sich heute.
Nicht beim Staat, wie noch vorgestern, scheinen sie heute drüber lästern."
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Das war's erst mal, ich sage Ciao - ziehe keinen durch den Kakao.
Wenn Ganzke meint, er müsse dichten, muss ich mich ja nicht danach richten...
Will sagen: Der Landtag ist jetzt in der Sommerpause und auch das Landtagsblog geht sich sonnen. Die kommenden Wochen wird es hier daher ruhiger - man könnte es auch Urlaub nennen. Wenn die Hütte brennt, wird's MacBook aufgeklappt, ansonsten lesen wir uns irgendwann im August wieder.
Ich würde mich aber sehr freuen, von Ihnen zu hören! Schicken Sie mir gerne Grüße aus dem Urlaub - wenn ich die hier zeigen darf. Bleiben Sie mir treu, bis bald!
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