Erste Statistik mit doppelter Staatsbürgerschaft: Täter meistens einfach nur deutsch
- Oliver Auster
- vor 7 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Heute außerdem im Landtagsblog:

Achtung, Shitstorm bei 3, 2, 1…
Mit so viel Gegenwind hatte Innenminister Herbert Reul (CDU) wohl nicht gerechnet. Sein Erlass, dass rückwirkend zum 1. Juli eine Mehrfach-Staatsbürgerschaft von Verdächtigen und Opfern in der Kriminalitätsstatistik ausgewiesen werden, sorgte für krasse Kritik - unter anderem vom grünen Koalitionspartner („zahlt ein aufs Konto der völkisch denkenden AfD“). Und auch die Gewerkschaft der Polizei schimpfte: "Statistik löst noch keine Probleme – und wer Deutscher ist, das definiert das Grundgesetz." Okay. Aber was bedeutet die neue Zählung in der Praxis?
Dem Landtagsblog liegt die noch unveröffentlichte Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD vor, in der es um sexuelle Übergriffe in Schwimmbädern geht. Die AfD hatte unter anderem nach "Mehrfachstaatsangehörigkeiten" der Verdächtigen gefragt - und bekam erstmals eine Antwort. Dank des besagten Erlasses konnte das Ministerium nämlich "eine retrograde Auswertung von zwei Staatsangehörigkeiten zu erfassten Tatverdächtigen und Opfern des Jahres 2024" liefern. Das überschaubare Ergebnis:
"Nach den in der Polizeilichen Kriminalstatistik Nordrhein-Westfalen erfassten Daten verfügen neun deutsche Tatverdächtige über eine zweite Staatsangehörigkeit."
9 von 42 deutschen Tatverdächtigen, von insgesamt 118 Tatverdächtigen. Ist das kriminalistisch wirklich relevant? Keine Ahnung. Aber: Es nimmt der AfD den Wind aus den Segeln, die immer wieder unterstellt, dass die "deutschen" Tatverdächtigen in Wahrheit gar keine Michaels oder Stefans seien (weshalb die Fraktion auch immer wieder nach allen Vornamen fragt). Im Fall der Schwimmbad-Täter zeigt sich: Doch, die allermeisten deutschen Verdächtigen haben einfach nur einen (!) Pass - und der ist deutsch.
"Paradiesstrand" wieder bei Google - "Landtags-Lounge" auch

Aus der Abteilung "wenn wir sonst keine Probleme haben..." erreichte uns jüngst die Nachricht, dass die Stadt Düsseldorf bei Google Maps die Bezeichnung "Paradiesstrand" für einen Abschnitt etwas südlich des Landtags hat ändern lassen in "Rheinstrand". Der Grund: An eben jenem Paradiesstrand sind immer wieder Menschen in den Rhein gegangen - und teilweise ertrunken. Die Änderung hielt nur ein paar Tage, dann war wieder der "Paradiesstand" da. Und die Stadt fängt nun von vorne an - das habe ich gestern für die Rheinische Post aufgeschrieben.
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Was hat das mit dem Landtag zu tun? Bei Google Maps kann man relativ einfach selbst "Points of Interest" eintragen (so wie den Paradiesstrand), jemand hat vor Kurzem beim Landtag das Restaurant "Lounge im Landtag NRW" eingefügt. Wer jetzt (wie ich) denkt: Moment mal, wo ist denn die Lounge? Kommt man da nur mit VIP-Zugang rein? Keine Angst: Der Google Maps-User meinte nur die Cafeteria in der Lobby.
Kölner Spielplatz-Posse geht in die Verlängerung

Eigentlich sollte die in Köln mal geplante Umbenennung von "Spielplatz" in „Spiel- und Aktionsfläche“ nächste Woche begraben werden, nachdem ganz Deutschland den Kopf über den Plan geschüttelt hatte. Für den 4. September war das Thema im Stadtrat angesetzt. Wird jetzt aber nix draus - die Abstimmung wird es erst irgendwann nach der Kommunalwahl geben. Grund: Die Grünen hatten im Jugendhilfeausschuss weiteren Beratungsbedarf angemeldet, die anderen Vertreter stimmten (wohl weil es so Usus ist) zu. Was nach der Wahl (womöglich mit einer grünen Oberbürgermeisterin) passiert - wer weiß.
Die CDU zumindest ist sortiert. Fraktionschef Bernd Petelkau sagte mit für einen Artikel bei BILD.de:
„Wir bleiben dabei: Spielplätze sind zum Spielen da - und nicht um sinnlose Diskussionen über Beschilderung zu starten!Der Name muss bleiben. Auch aus ordnungsbehördlichen Gründen.“
Tritschler soll als AfD-Vize zurücktreten

Am Sonntag trifft sich der Landesvorstand der NRW-AfD und auf der Tagesordnung steht dem Vernehmen nach auch ein Antrag zur Ablösung von Sven Tritschler als Landespartei-Vize. Eine Mehrheit dafür ist fraglich, aber es ist ein neues Kapitel in der unendlichen Geschichte des internen Streits bei der AfD.
Hintergrund: Vor wenigen Wochen hatte der Landtagsabgeordnete Tritschler eine mutmaßliche Verschwörung ausgemacht, in der unter anderem der damalige Fraktions-Pressesprecher Kris Schnappertz verwickelt sei. Schnappertz wurde freigestellt, was an den Vorwürfen dran ist, kann man als Außenstehender schwer sagen. Die Belege (wie Screenshots), die Tritschler in einem Schreiben unter anderem an die AfD-Spitze in Berlin gesammelt hatte (und das später bei diversen Medien und sogar bei X auftauchte), sind - ich sag mal... - interpretationsfähig.
Wie auch immer das am Sonntag ausgehen mag - Ruhe kehrt bei der AfD sicher weiter nicht ein.
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