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Staatskanzlei will Pressespiegel revolutionieren

Außerdem: Schulministerium lässt Englisch-Abiturienten abblitzen und SPD veröffentlicht Ballermann-Video


Medienschau
Das digitale Deckblatt der werktäglichen Medienschau. Screenshot: Landtagsblog

Ertappt! Ich schaue jeden Tag (gerne) in den Pressespiegel der Landesregierung. Unter anderem, weil der Überblick beim Print super ist (Online kriegt man das meiste ja auch so mit). Was ich nicht ahnte: Die Zusammenstellung der "Medienschau" (großer Verteiler) und des Newsletters "NRW am Morgen" (kleiner Verteiler aus MP, Minister, Staatssekretäre, Sprecher) nimmt jeden Tag - oder besser in jeder Nacht - fünf Stunden Arbeit in Anspruch! So steht es in Ausschreibungsunterlagen für eine Software, die das nun alles vereinfachen soll.


Tatsächlich ist die Auswertung der Medien bislang noch Handarbeit. Online-Seiten werden abgegrast, 30 Epaper überflogen, Social Media gescannt - und dann alles nach Kategorien sortiert. Der Newsletter "NRW am Morgen" ist noch komplexer - weil dort wirklich nur das Wichtigste aufgeführt werden soll, dazu aber auch noch Kategorien wie "Zitat des Tages" gefüllt werden müssen.


Pressespiegel
Der interne Newsletter "NRW am Morgen"

Aus den Ausschreibungsunterlagen lässt sich erahnen, was das für eine undankbare Arbeit ist:


"Um Medienbeiträge jeglicher Quellen und Formate für die Produkte zu verwenden, ist die Nutzung einer Vielzahl heterogener Werkzeuge und Dateiformatierungen notwendig."


Oder auch:


"Einige Medienbeiträge (insbesondere aus Websites) werden in bearbeitbare Dateiformate konvertiert, händisch bearbeitet, anschließend wieder konvertiert und dann dem Werkzeug zur Weiterverarbeitung zugeführt."


Nun sucht die Staatskanzlei also nach "Bereitstellung und Betrieb einer Softwarelösung zur Medienauswertung und Erstellung der Endprodukte 'Medienschau' und 'NRW am Morgen'". Den Pressespiegel gibt es seit 1968 (wenn damals auch noch in anderer Form). Wird Zeit, dass sich da was tut.


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Abitur
Symbolfoto. Foto: Unsplash

Jüngst sorgten Petitionen von Abiturienten für Aufsehen, die sich über die Englisch-Klausur beschwert hatten. Nun kann man ja wegen jeder Sache eine Online-Petition starten (kostet nix und ist wenig Aufwand) und so ist auch die Reaktion des Schulministeriums eher genervt. In einem Bericht für den Schulausschuss lässt Ministerin Dorothee Feller (CDU) durchblicken, dass die Beschwerdeführer wohl einfach zu doof waren, ihr Dictionary zu benutzen - sonst hätten sie den Begriff "gentrification" gefunden, "der auch in den gängigen einsprachigen Wörterbüchern definiert wird, die in der Abiturprüfung explizit als Hilfsmittel zugelassen sind."

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Dass das "N-Wort" in einem Text einer in Nigeria geborenen Autorin auftauche, gehöre zur Schilderung "ihrer eigenen Rassismuserfahrungen" und: "Durch das Setzen in Anführungszeichen wird die Distanz des Textes zu dem entsprechenden Begriff deutlich, dessen widersprüchliche Verwendung als rassistische Beleidigung („slur“) einerseits und als intentional umdeutende Selbstbezeichnung („reclaimed term“) andererseits die Autorin bewusst herausstellt."


Bislang haben rund 12.000 Menschen die Petition unterschrieben. Beim Ministerium hat sich laut dem Bericht an den Ausschuss aber kaum jemand gemeldet.


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SPD goes Ballermann
SPD-Mann Volkan Baran singt in einen Kochlöffel, die Fraktion tanzt mit. Foto: Instagram/SPD Fraktion

Wenn sich ein SPD-Abgeordneter Kopfhörer über die Glatze zieht und in einen Kochlöffel singt, während seine Kolleginnen und Kollegen um ihn herum hüpfen, dann... feiern die Genossen hier keine neuen Umfrageergebnisse. Nein. Sie spielen Maxi-Playback-Show zum Carolin Kebekus-Ballermann-Anti-AfD-Song "Blau".


Wer das nicht mitbekommen hat: Die Comedienne hatte ein politisch korrektes Suff-Lied ("Wir waren vor euch blau/und wir werden's immer sein. In den Regenbogen passen keine Nazis rein") aufgenommen, mit dem sie gerne am Ballermann auftreten würde. Der "Mallorca Zeitung" sagte Kebekus: "Meine Koffer sind gepackt, ich kann jederzeit kommen." Irgendwie ist bisher weder Bierkönig noch Megapark drauf angesprungen, aber wenigstens die SPD. Wer das Blau-Video der Roten gucken will, hier entlang.

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