Terroranschlag von Solingen: Drei Tote, ein Flüchtling, null SMS von Ministerin
- Oliver Auster
- 10. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Außerdem: Wüst outet sich als Wirtz-Fan und Uecker-Vermächtnis im Landtag

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) war bekannt dafür, große Teile ihrer Kommunikation via SMS abzuwickeln. Friedrich Merz (CDU) schreibt sich SMS mit Donald Trump. NRW-Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne) lebt in einer anderen Welt: Nach eigenen Angaben hat sie nach dem Terroranschlag von Solingen (drei Tote) durch einen syrischen Flüchtling keine einzige SMS mit ihren engsten Mitarbeitern ausgetauscht.
Kann das sein? Paul selbst hat dem Parlamentarischen Untersuchungs-Ausschuss (PUA) zur Causa Solingen mitgeteilt, dass es keine weitere Kommunikation über „Messengerdienste“ zwischen ihr, dem Staatssekretär Lorenz Bahr, ihrem persönlichen Referenten, Innenministeriums-Staatssekretärin Daniela Lesmeister und Innenminister Herbert Reul (CDU) gegeben habe, als bereits vorgelegt. Über das Schreiben hatte zuerst die Rheinische Post berichtet, es liegt auch dem Landtagsblog vor.
Aber kann das wirklich sein? Drei Tote, ein Flüchtling als Täter und null SMS?
JA.
Denn bekanntermaßen schickte Reul nach dem Anschlag Josefine Paul (war auf Dienstreise in Frankreich) eine SMS mit der Bitte um Rückruf. Statt einer Antwort („Kann gerade nicht sprechen“ oder „Meld mich gleich“) rief Pauls Referent im Ministerium an. Reul wurde es offenbar zu blöd, zumindest meldete er sich nicht mehr bei Paul.
Die weitere im PUA aktenkundigen SMS gingen von Staatssekretär Bahr an seine Kollegin Lesmeister. Wir erinnern uns: Bahr fragte mehrmals, was Phase ist – und bekam von Lesmeister keine richtige Antwort.
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Im Gegensatz zu mir kann die SPD nicht glauben, dass Ministerin Paul solch ein SMS-Muffel ist. Fraktionsvize Lisa Kapteinat unterstellt Paul indirekt, dass sie lügt – und SMS gelöscht hat. Kapteinat:
"Hat das Fluchtministerium Kommunikationsdaten gelöscht: Ja oder Nein? Diese Frage muss leider im Raum stehen bleiben. Es ist jedenfalls unerklärlich, warum das Ministerium zufälligerweise Chat-Nachrichten seines Staatssekretärs mit der Staatssekretärin im Innenministerium noch verfügbar hat, es aber angeblich innerhalb der eigenen Ministeriumsspitze an dem Wochenende nicht per WhatsApp oder anderen Messenger kommuniziert haben will. Besonders glaubwürdig ist das nicht“
Nun könnte Paul natürlich auch einfach ganz viel telefoniert statt gesimst haben. Wir werden es erfahren.
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Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien! Diesen Kult-Spruch von Andi Möller nahm sich Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zu Herzen, als er bei einer digitalen Fragerunde – warum auch immer – gefragt wurde: Cristiano oder Messi? Wüsts Antwort: "Florian Wirtz!"
Zum Glück hatte Wüst ein Foto mit Wirtz parat, das er mit hochlud (ob er auch eins mit CR7 hat?).
Sollte der Leverkusen-Star wirklich zu Liverpool wechseln, würde das die nordrhein-westfälische Landeskasse übrigens nur bedingt auffüllen. Von den kolpotierten 150 Millionen Euro müsste nur ein kleinerer Teil versteuert werden.
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Günther Uecker ist tot. Der Nagel-Künstler starb mit 95 Jahren in der Düsseldorfer Uniklinik.
Dem Landtag bleibt Uecker dank des Kunstwerks "Interferenzen" erhalten. Das XXL-Werk hängt unweit des Gerhard Richter-Spiegels direkt neben dem Eingang zum Plenarsaal.
Es gab mal das Gerücht, dass immer wieder mal ein Nagel aus dem Kunstwerk verschwinde (sozusagen als Souvenir). Tatsächlich arbeitet das Holz, in dem die Nägel stecken - so dass irgendwann mal einer am Boden lag.
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