800 Euro-Kordel für Gerhard Richter-Spiegel
- Oliver Auster
- 30. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. März
Außerdem: Die CDU macht auf "The Simpsons" und geringe Schmink-Kosten bei der Landesregierung

Lange nichts mehr gelesen vom Gerhard Richter-Spiegel! Aber das lässt sich ändern...
Seit einem halben Jahr hängt das Werk des Künstlers im Landtag. Über den Wert wird nicht gesprochen, aber andere Spiegel-Werke (in kleinerem Format) wurden bereits für mehr als 1 Million Euro verkauft. Das lässt erahnen, welchen Schatz der Landtag da am Plenarsaal hängen hat.
Zunächst hatte man ein Absperrband aus dem Lager geholt, damit keiner den polierten Spiegel antatscht. Seit wenigen Tagen umringt eine schwarze Kordel den Richterschen Spiegel. Das ist jetzt auch die dauerhafte Lösung - denn ganz ohne Abstandshalter will man das empfindliche Kunstwerk an der stark frequentierten Ecke auch nicht hängen lassen.
Das Landtagsblog als Sturmgeschütz der Kunstberichterstattung hat knallhart recherchiert, was die drei Kordeln und vier Ständer gekostet haben. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu den einst geplanten Bronze-Pollern vor der Staatskanzlei (die Hendrik Wüst persönlich gestrichen hat), entschied man sich direkt für eine angemessene Variante. Sie kostete laut Landtag rund 800 Euro.
*****

Als ich bei einem alten Arbeitgeber aufhörte, schenkten mir meine Kollegen zum Abschied ein Bild von mir als "Simpsons"-Figur. Das wurde damals noch von irgendeinem armen Kerl per Hand am Computer gemacht. Jetzt zaubert die KI das in Sekunden. Seit ChatGPT die neue Funktion freigeschaltet hat, fluten Comic-Versionen von Fotos das Internet. Auch die CDU-Fraktion promptete "Generate Image The Simpson Style" und voila! Aber hätten Sie Hendrik Wüst auf dem Bild erkannt? Die CDU-Fraktion hat noch weitere Motive auf Instagram veröffentlicht. Und was eine launige Spielerei ist, zeigt noch mal die disruptive Krakt der KI. Auch für den Parlamentsbetrieb. Ein Prompt wie "Schreib mir einen Antrag für die Plenarsitzung zum Thema Nichtraucher auf E-Bikes in Schulstraßen" macht die Arbeit von Referenten erst leichter, aber irgendwann vielleicht auch überflüssig.
Die neuesten Beiträge aus dem Landtagsblog immer frisch in Ihrem Email-Postfach?

Zum Schluss noch dies: Ein immer wieder beliebtes Thema rund um Annalena Baerbock (und vorher Angela Merkel) sind die Kosten für Stylisten. Die Antwort auf eine Anfrage im Bundestag hat jüngst frische Zahlen hervorgebracht (237.000 Euro insgesamt, davon etwa die Hälfte fürs Außenministerium). Aber wie ist das in NRW?
Die ungeschminkte Wahrheit (und das trifft es hier wirklich) habe ich für den Kölner Stadt-Anzeiger recherchiert. Denn es wird kaum geschminkt! Nur vier Aufträge gab es im ganzen Jahr 2024. Laut Staatskanzlei wurden dafür 2732,24 Euro ausgegeben. Ein Sprecher:
"Diese Dienstleistungen wurden für die Vorbereitung der Aufnahmen von Portraitbildern sowie für zwei Veranstaltungen (im Rahmen des Staatspreises 2024 sowie für den Mobilitätstag.NRW, hier für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bühnenprogramms und die Moderation) erbracht."
So, so... der Staatspreis. Ich sag' mal: Campino wurde für seinen damaligen Auftritt nicht auf Steuerzahlerkosten geschminkt. Das würde ich als Augenzeuge seines Gangs von der Staatskanzlei rüber ins Apollo-Variete ausschließen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Gerne geschehen! Kostet Sie auch nichts. Aber: Das Landtagsblog lebt von Recherche - und Ihrer Hilfe. Haben Sie eine Info für mich? Schreiben Sie mir per Email an info@landtagsblog.de oder anonym über das Kontaktformular.
Comments