Wettkampf statt Wettbewerb: NRW-Putsch bei den Bundes-Jugendspielen
- Oliver Auster
- vor 11 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Heute außerdem im Landtagsblog:

Rettet die Siegerurkunde! So ungefähr lief die Debatte, als 2023 - nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz - in den Grundschulen der Wettkampf bei den Bundesjugendspielen bei Schwimmen und Leichtathletik in einen Wettbewerb umgewidmet wurde. Begründung:
"Der Wettbewerb stellt ein besonders kind- und entwicklungsgemäßes Angebot dar, das vor allem in der Grundschule umgesetzt werden soll und eine große motorische Vielfalt abbildet."
Folge: Statt Stoppuhr und Metermaß galt nun Augenmaß - das Bewertungssystem wurde aufgeweicht. Friedrich Merz (CDU), damals Kanzlerkandidat, schimpfte bei einem Neujahrsempfang:
„Wenn die Bundesjugendspiele nur noch Teilnehmerurkunden ausstellen, dann kriegen wir demnächst auch auf Olympiaden nur noch Teilnehmerurkunden."

Das war Quatsch, weil es immer noch Siegerurkunden gibt - aber nichtsdestotrotz: Dass man in "Zonen" springt und bewertet wird, statt nach Zentimetern, ist immer noch umstritten. NRW pfeift jetzt auf die noch aktuellen Vorgaben der Bundesjugendspiele. Auch wenn es offiziell eine "Wahlfreiheit" zwischen Wettkampf und Wettbewerb für jede einzelne Schule gibt, rät das Schulministerium offen zur Old School-Variante Wettkampf. In einer Mail des MInisteriums mit dem schönen Titel "Durchführungsoptionen der Bundesjugendspiele im Schuljahr 2025/2026" wurde den Schulen diese Woche vom zuständigen Abteilungsleiter mitgeteilt:
"Das Kuratorium für die Bundesjugendspiele sieht in der Ausschreibung der Bundesjugendspiele in den Sportarten Leichtathletik und Schwimmen für die Klassen 1 bis 4 leider nur die Wettbewerbsform vor. Im Sinne der Gestaltungsfreiheit in der Ausführung der Bundesjugendspiele möchte ich Sie jedoch ausdrücklich ermuntern, entgegen der Ausschreibung den Wettkampf in Leichtathletik und Schwimmen auch in den Klassenstufen 3 und 4 durchzuführen. "
Wird noch besser:
"Da entsprechende Materialien zur Durchführung des Wettkampfes bedauerlicherweise derzeit nicht (mehr) auf den Seiten der Bundesjugendspiele veröffentlicht werden, stellen wir Ihnen nun landesseitig Unterstützungsmaterial unter www.schulsport-nrw.de zur Verfügung."
Ätschi, Kuratorium Bundesjugendspiele! In NRW gilt noch das Gesetz der Straße!
FDP macht Polizei-Luxus zum Thema im Landtag

So, jetzt erst mal einen Kaffee... Ja, hier wurde schon oft über die 14.600 Euro-Kaffeemaschine beim Innovation Lab der Polizei geschrieben. Und auch über die Lounge-Möbel für 6000 Euro das Stück. Der FDP-Haushaltsexperte Ralf Witzel will es jetzt aber noch ein bisschen genauer wissen - und hat einen Bericht im Haushaltsausschuss des Landtags beantragt. Der Berichtswunsch, über den zuerst die WAZ berichtete, liegt dem Landtagsblog vor. Witzel fragt darin unter anderem:
"1. Ist die Anschaffung der genannten Einrichtungsgegenstände für das Innovation Lab in
derart hohen Preisklassen aus Sicht des Finanzministers angemessen und
verhältnismäßig?
2. Sind bei der Errichtung, der Ausstattung und dem Betrieb des Innovation Labs aus Sicht
des Finanzministers die Haushaltsgrundsätze der Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit
vollumfänglich gewahrt worden?
3. Haben die Verantwortlichen aus Sicht des Finanzministers bei der Errichtung des
Innovation Labs nur solche Ausgaben getätigt, die zur Erfüllung der Aufgaben des Landes
notwendig sind?"
Der Haushaltsausschuss tagt am 11. September. Stay tuned!
44 Prozent der AfD-Anhänger finden Meldestellen gut
Das Portal Nius hat sich immer wieder mal mit den neuen Meldestellen für zum Beispiel rassistische Übergriffe auseinandergesetzt - und sie eher schlecht gemacht. Auch die AfD schoss gegen die Meldestellen in NRW. Umso erstaunlicher jetzt diese Umfrage, die ausgerechnet von Nius in Auftrag gegeben worden war: Laut INSA finden 44 Prozent der AfD-Anhänger in NRW die Meldestellen gut (bei den Grünen-Anhängern sogar 88 Prozent, SPD 78 Prozent, CDU 69 Prozent). Der zuständigen Ministerin Josefine Paul (Grüne) dürfte das gefallen.
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Auch interessant: Laut INSA-für-Nius-Umfrage wäre für 28 Prozent der Befragten "eher" Hendrik Wüst der bessere Kanzler als Friedrich Merz (17 Prozent). Allerdings sagen sogar 30 Prozent, beide seien "gleich schlecht".
Finanzminister gibt E-Auto wieder ab

Wie ich vor einem halben Jahr mal für die dpa berichtet hatte, haben die Vielfahrer Ina Scharrenbach (CDU) und Nathanael Liminski (CDU) ihre Hybrid-Dienstwagen wieder gegen Diesel-Autos getauscht - weil es unter dem Strich klimatechnisch sinnvoller ist. Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) wird bislang sogar in einem reinen E-Auto gefahren - und will es jetzt wieder loswerden. Optendrenks Fahrer müsse nämlich bei jeder Route erst mal die Verfügbarkeit von Ladesäulen ausloten, so die WAZ. Das ist eben (noch) die Realität - auch wenn die Vision Klimaneutralität heißt.
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